Haines Junction – das Tor zum Kluane Nationalpark
Nach dem Frühstück steuern wir unseren Truck-Camper auf den Alaska Highway in Richtung Kluane Nationalpark. Bereits nach zwei Stunden Fahrt und 150 Kilometern mehr auf dem Tacho erreichen wir Haines Junction. Eingerahmt von einer Gebirgskette ist Haines Junction das Tor zum Kluane Nationalpark und Kluane Lake. Am Horizont wird das Ausmaß der Berge im Park sichtbar. Für uns ist es nach der Reise 2014 der zweite Aufenthalt.
Es ist ein Gefühl, als wären wir erst gestern hier gewesen. Das Dorf mit seinen 700 Einwohnern ist ein Außenposten am Rand des Nationalparks. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Jedenfalls macht es den Eindruck. An einer Kreuzung biegen wir rechts ab und folgen dem Alaska Highway in den Norden. Unser Tagesziel ist ein Campingplatz am Rand des Kluane Lake. Lange Fahrstrecken sollten gut überlegt sein, weil die Entfernungen sehr groß sind.
Kluane Lake – magischer See des Yukons
Nach Haines Junction geht es an blühenden Blumenwiesen vorbei, bis wir nach knapp einer Stunde im Truck-Camper zum Stehen kommen. Der Grund ist eine Aussichtsplattform am Rand des Kluane Lake, von der man einen schönen Blickwinkel auf den See und die Bergkette hat. Danach machen wir einen Schwenk ans Ufer des Kluane Lake.
Der größte See des Yukons leuchtet förmlich im Sonnenlicht und verdankt seine türkisblaue Farbe einem Gletscher. In der Sprache der Ureinwohner bedeutet Kluane „See mit großen Fischen“. Angeblich leben bis zu 20 Kilogramm schwere Forellen im See. Wir halten an jeder Bucht, so gut gefällt uns der Kluane Lake.
An fast allen Stellen des Seeufers kann man die pinkfarbenen Weidenröschen bewundern, die in Nordamerika als Fireweed bezeichnet werden. Typisch für Yukon und Alaska. Der starke Wind wirbelt Sand vom Rand einer Bucht auf und lässt ihn auf den See treiben. Die große Staubwolke zieht über die Straße und sieht gespenstisch aus.
Es ist rätselhaft und aufregend zugleich. Von einem Aussichtspunkt können wir sogar eine Wasserscheide zwischen dem türkisblauen und dem von Sand gefärbten Wasser entdecken, welche vom Wind immer weiter in den See getrieben wird. Der Faszination des Sees können wir uns kaum entziehen.
Sheep Mountain – der Berg ruft
Am Sheep Mountain Visitor Center kann man am Schafsfelsen mit ein bisschen Glück Dallschafe vom Straßenrand aus beobachten. Heute lässt sich leider kein Einziges blicken. Große Teile des Kluane Nationalparks gehören zum UNESCO-Weltnaturerbe. Im unzugänglichen Hinterland thront der Mount Logan, der höchste Berg Kanadas. Mit einer Höhe von 6000 Metern liegt er nur knapp unter dem Denali in Alaska. Wir befinden uns an den Vorgebirgen und Täler des Parks.
Cottonwood Park – traumhafter Campingplatz am See
Beim nächsten Etappenziel soll für uns ein Wunsch in Erfüllung gehen. Es ist ein traumhafter Campingplatz und RV Park, den wir auf der letzten Reise durch Yukon und Alaska verpasst haben. Die Vorfreude auf den Cottonwood Park ist natürlich groß. Der Park liegt direkt am Kluane Lake, vor dem kleinen Ort Destruction Bay. Es ist erst Mittag und wir zählen zu den ersten Gästen.
Die netten Betreiber sind schon etwas älter und bei der Anmeldung vollkommen entspannt. Deshalb dürfen wir uns erst mal in Ruhe einen freien Platz aussuchen und alles am Camper anschließen. Es versteht sich von selbst, dass wir uns einen Platz am Seeufer sichern. Der Park und seine Einrichtungen machen einen sehr gepflegten Eindruck auf uns. Die Nacht kostet 40 Dollar, inklusiv WIFI, Strom, Wasser, Dumping versteht sich. Bezahlt wird nur Bar! Es gibt keine Mülltonnen, Müll muss jeder selbst mitnehmen. Jetzt haben wir nur noch eines im Sinn, uns zu entspannen.
Als wir ein Grizzly-Warnschild entdecken, kann von Entspannung keine Rede mehr sein. Uns wurde mitgeteilt, dass die Anwesenheit von Bären nicht zu unterschätzen ist. Also bleiben wir besser in der Nähe des Parks. Nach einer Kaffee- und Snackpause am See wagen wir einen Spaziergang am See entlang. Auf der Holzterrasse des Bürogebäudes gibt es sogar ein bisschen Internetempfang. All zu viel darf man hier in der Wildnis nicht erwarten. Es ist lustig, in welchen Stellungen die Besucher ihre Geräte in den Himmel halten, um wenigstens ein bisschen mit der Außenwelt verbunden zu sein.
Wer Einsamkeit und Ruhe liebt, ist hier gut aufgehoben! Es gibt sogar Feuerholz für ein Lagerfeuer. Leider ist für den Abend starker Wind angekündigt. Die Asche kann wegen des Windes einen Waldbrand verursachen. Deshalb ist das Lagerfeuer für heute untersagt. Der Wetterbericht soll recht behalten. Kaum ist die Sonne hinter den Bergen verschwunden, zieht ein stürmischer Wind auf. So stark, dass wir selbst auf das Grillen verzichten. Je später der Abend, umso stürmischer wird es. Mittlerweile peitschen große Wellen bis ans Ufer des Sees. Zum Glück gibt es eine stabile Abbruchkante.